Interview: Krankheit erzählen - Wege der Narrativen Medizin

Mi. 08.06.2022

Unter Mitwirkung von:

Dr. Ingrid Windisch, Ärztin für Allgemeinmedizin
Dr. Luigi Loddi, Psychologe und Ausschussmitglied des Dachverbandes
 

„Die Erfahrung der Kranken und die berufliche Kompetenz müssen die gleiche Würde haben.“ Arthur W Frank


Wege der narrativen Medizin sind bedeutsam und leisten in ihren unterschiedlichen Facetten einen Beitrag, schwer Fassbares in Worte zu kleiden, Sinn von Krankheit und Krisen zu erkennen, Zusammenhänge zwischen Lebenssituationen und Biographie herzustellen sowie kreative Lösungen bei aussichtslosem Leiden zu finden.

In der ärztlichen Tradition zählt die Anamnese, die Erfassung der Krankengeschichte, zum Kern der Konsultation, und ca. 70 Prozent der Diagnosen sind durch sie zu klären. Aufmerksames Zuhören, genaues Nachfragen, gezieltes Nachdenken über das Gehörte, Angleichen an Wissensstand und Erfahrung, Auswahl der Antworten – all dies verdichtet sich im Erheben der Krankengeschichte.

In seinem bahnbrechenden Werk „The Wounded Storyteller. Body, Illness, and Ethics“ (1995/Ü: Il narratore ferito. Corpo, malattia, etica. 2022) hat der Soziologe Arthur W. Frank Zugänge zur narrativen Medizin aus der Sicht betroffener Personen beschrieben: „Wir haben etwas zu lehren, auch wenn wir krank sind, und das ist der Sinn einer Pädagogik des Leidens.“

In einem Podiumsgespräch gehen wir diesen Aspekten nach. Ingrid Windisch, Ärztin für Allgemeinmedizin, Luigi Loddi, Psychologe und Auschuss-Mitglieder des Dachverbandes erörtern den narrativen Aspekt von Krankengeschichten.

Das Bewusstsein, dass jedes richtige Wort zum richtigen Zeitpunkt heilsam sein kann, erweitert das Dialogfeld zwischen Erkrankten und Behandelnden und hilft Menschen, auch wenn sie krank sind, einen persönlichen Lebensstil zu finden, indem sie von ihren Erfahrungen erzählen, die gehört und eingeordnet werden.

Siehe das vollständige Interview